Zoom – Ansichten zur deutschen Gegenwartskunst (K)

1 Jan 1999 - 31 Dec 1999 — Galerien der Stadt Esslingen, Villa Merkel und Bahnwärterhaus, Esslingen, Germany

Die Sammlung der Landesbank Baden-Württemberg setzte sich aus zwei Sammlungen zusammen, deren Träger fusionierten, der Südwestdeutschen Landesbank und der Landesgirokasse. Die Kuratoren waren Lutz Casper und Stephan Schmidt-Wulffen. Die Vielfalt der dort gesammelten Werke gab einen umfassenden Überblick über die deutsche Kunst der achtziger und neunziger Jahre. Inzwischen wissen wir, dass die „Jungen Wilden“ zwar wichtige Impulse gesetzt haben, aber dennoch nicht – im Rückblick – das letzte Jahrzehnt künstlerisch prägten.

Vielmehr waren es Einzelgestalten wie Martin Kippenberger, Thomas Schütte, Reinhard Mucha, Rosemarie Trockel und Günther Förg, die den Geist der achtziger und neunziger Jahre einfingen. Hinzu kommen jüngere Künstlerinnen und Künstler, die ebenfalls sehr individuell und meist konzeptuell originäre Positionen bezogen haben. Unter ihnen Andreas Slominsky, Thomas Locher, Wolfgang Tillmans und Tobias Rehberger. Dem ein Jahrzehnt älteren Imi Knoebel kommt eine Vermittlerrolle von den siebziger in die achtziger Jahre zu. Auch die Fotografie erlebt eine neue Wertschätzung und einen Wandel von der ästhetischen Analyse der Darstellung in den 80er zur Dokumentation bestimmter, oft extremer gesellschaftlicher Verhältnisse. Der Fotograf als Beobachter wird zum intimen Kenner sozialer Gruppen, denen er oft selber angehört. Die Schüler der Becher-Klasse in Düsseldorf, Ruff, Struth, Hütte, Gursky und der in London lebende Wolfgang Tillmans sind Beispiele für den Wandel und die Bedeutung der Fotografie in den 80er und 90er Jahren.

All diese Künstler, zu denen auch noch sehr spezielle Künstler aus Südwestdeutschland gehören, sind Teil einer 6000 Exponate umfassenden Sammlung, von denen 500 von Stuttgart über Mönchengladbach nach Kiel auf die Reise gingen.

Das Museum Abteiberg hatte sich aus diesen Arbeiten etwa 90 Arbeiten von 27 Künstlern ausgewählt. Zu sehen waren: Heiner Blum, Günther Förg, Isa Genzken, Asta Gröting, Andreas Gursky, Candida Höfer, Carsten Höller, Martin Honert, Axel Hütte, Hubert Kiecol, Martin Kippenberger, Imi Knoebel, Thomas Locher, Michael Majerus, Reinhard Mucha, Harald F. Müller, Wilhelm Mundt, Albert Oehlen, Tobias Rehberger, Thomas Ruff, Thomas Schütte, Andreas Schulze, Wiebke Siem, Andreas Slominski, Thomas Struth, Wolfgang Tillmans, Rosemarie Trockel. Manche von ihnen waren bereits in Mönchengladbach zu sehen, andere sollten in Einzelausstellungen noch gezeigt werden.

Die Sammlung der Landesbank Baden-Württemberg ist eine der wenigen, die versucht hat, systematisch die wichtigsten jungen Positionen deutscher Kunst zu erfassen. Damit steht sie – auch in der Museumslandschaft Deutschlands – einzigartig da. Wie weit die Bedeutung des einen oder anderen Künstlers reicht, nachlassen oder zunehmen wird, konnte man in diesem Jahrhundert nicht mehr entscheiden.

Für das Museum Abteiberg, das sich der modernen internationalen Kunst verschrieben hat, ist die Ausstellung eine Art des Sich-Erinnerns, was für seine Sammlung von Bedeutung sein könnte.

Zur Ausstellung ist eine umfangreiche Publikation im Hatje-Cantz-Verlag erschienen. Sie war an der Museumskasse für 48,-DM erhältlich. Neben monographischen Texten enthält der Katalog außerdem Essays von Siegfried Gohr und Stephan Schmidt-Wulffen.